Grundwissen / Für Einsteiger

Hier möchte ich einen kleinen Einblick in die Hamsterhaltung geben und euch die tiergerechte Haltung näher bringen. 

 

Der syrische Goldhamster - Herkunft

Der syrische Goldhamster lebt frei in der Grenzregion von Syrien und der Türkei. Das Hauptverbreitungsgebiet ist die Hochebene von Aleppo im Norden Syriens, dort bewohnen sie hauptsächlich bebaute Acker und werden daher als Schädlinge angesehen. Durch die Schädlingsbekämpfung gilt der Goldhamster inzwischen als gefährdet. 

 

Das Leben in der Natur:

In der Natur leben Hamster als strikte Einzelgänger und treffen sich ausschließlich zur Paarung. Sie leben unterirdisch in einem Bau mit verschiedenen Kammern, unter anderem einem Bunkerplatz, einen Schlafplatz und einer Toilette.

In der Sommerzeit nutzen die Tiere die Nacht um ihren Wintervorrat anzulegen. Da sie nachtaktiv sind, entfliehen sie so der Hitze am Tag. Der Winter ist sehr kalt, daher fallen sie in den Winterschlaf. Hierbei werden Körpertemperatur- und funktionen auf ein Minimum heruntergefahren. 

 

Kurzüberblick über die Geschichte des Goldhamsters: 

Die erstmalige Beschreibung und Klassifizierung des syrischen Goldhamsters erfolgte 1839 durch den britischen Zoologen George Waterhouse.

1930 entdeckte Professor Aharoni eine Goldhamsterfamilie aus 11 Jungtieren und einem Muttertier in ca. 80cm Tiefe. Aharoni nahm sie in ein Labor mit, vier der Jungtiere überlebten. Die Weiterzucht mit diesen vier „Stammtieren“ war sehr erfolgreich und innerhalb eines Jahres gab es 150 Nachkommen. Diese wurden ab 1931 weltweit verbreitet. Auf diese vier Tiere gehen rund 99% der heute in der Gefangenschaft lebenden Goldhamster zurück. Mitte der 50er ist der Hamster als Labortier bekannt und wurde mit der Zeit auch zu einer der bekanntesten Haustiere. Heute gibt es Goldhamster in verschiedenen Farben und Fellarten.

Die artgerechte Haltung! - Gehegeausstattung

Goldhamster legen in der Natur mehrere Kilometer in einer Nacht zurück, buddeln und sammeln Futter. Wie ermöglicht man also einem Hamster ein artgerchtes Leben in einem Gehege?

Ein Hamstergehege sollte nach den Richtlinien des TVT (tierärztliche Vereinigung für Tierschutz) mind. (!), größer ist immer besser, 100x50x50cm betragen. Der TVT unterscheidet hier allerdings nicht zwischen Zwerg- oder Mittelhamster.

An dieser Stelle empfehle ich aber gleich Gehege von mindestens 120x60cm und setze diese Maße auch als verbindliche Mindestmaße für Adoptanten eines Hamsters aus meiner Zucht/Pflegestelle. In größeren Gehegen ist es einfacher alles an Inventar unterzubringen was man benötigt, der Hamster kann besser und mehr buddeln und man kann viel mehr einstreuen.

Um den enormen Bewegungsdrang nachzugehen, sollte ein Laufrad auf gar keinen Fall fehlen! Dieses sollte mindestens einen Durchmesser von 27cm, besser 30cm+ haben und eine angenehme Lauffläche, d.h keine Gitter oder Holzstreben besitzen. Unter Empfehlungen gibt es Links zu artgerechten Laufrädern.

Um der Fellpflege gerecht zu werden, muss ein Sandbad mit Chinchillasand zur Verfügung gestellt werden. Dieses sollte regelmäßig ausgesiebt werden da oft Streu hereinfällt aber auch Kleine sowie große Geschäfte hier verrichtet werden (könnten).

Ein Mehrkammernhaus ähnelt dem Hamsterbau aus der Natur. Meiner Meinung nach ist es aber kein Muss in der Hamsterhaltung, da sich viele Tiere ihren eigenen unterirdischen Bau anlegen und das Haus ggf. nur als Toilette o.ä. nutzen (wenn überhaupt). Meine Tiere haben teilweise Häuser, teilweise aber leben sie eher unterirdisch. Dennoch empfiehlt es sich, seinem Tier ein Häuschen anzubieten. Sollte es nicht genutzt werden kann es im Gehege dennoch als Etage für Napf und Co oder im Auslauf platziert werden!

Wichtig ist, dass Gehegegegenstände wie Häuschen, Rad, Sandbad und Co, also Gegenstände die beim unterbuddeln auf den Hamster fallen könnten, mittels Stelzen (bspw. Rundhölzer) gesichert werden.

Versteckmöglichkeiten: Hier eignen sich Weinreben sowie Korkröhren (-tunnel). Aber auch Keramik- bzw. Tonverstecke nehmen Hamster sehr gerne an. Bei Weidenbrücken sollten die Zwischenräume der einzelnen Hölzer mittels Moos oder einem Sand-Ponal-Kleber Gemisch abgedichtet werden, damit kleine Pfötchen nicht darin stecken bleiben.

 

Gehege! Terrarium - Nagarium - Aquarium oder doch Eigenbau?

Jetzt habe ich über Gehegeeinrichtung geschrieben und doch das wesentliche vergessen. Zwischen all' den Gehegen-Angeboten ist es als Anfänger nicht leicht das richtige zu finden. Ich habe an Gehegearten schon vieles in Benutzung (gehabt) und kann daher einige Pro's und Con's auflisten.

Gehegeart Vorteile Nachteile
Aquarium

Kein Gitternagen

Streu bleibt im Gehege

hohe Streumöglichkeiten

Leicht zu reinigen

Beobachtungsmöglichkeit

oft günstig über diverse Kleinanzeigenportale

schwer

Zugriff nur von oben "Raubtierperspektive"

Abdeckung muss dazu gekauft/gebaut werden

Um die Luftzirkulation zu gewährleisten darf das Aqua nicht viel höher als breit sein

Terrarium

Kein Gitternagen

Leicht zu reinigen

Beobachtung leicht

Oft günstig über Kleinanzeigen

Häufig keine hohen Streumöglichkeiten

Belüftung nicht immer optimal, da auf Terraristik-Tiere und daher warmes Klima im Gehege ausgelegt 

Nagarium

Kein Gitternagen

Streu bleibt im Gehege

Leicht zu reinigen

Beobachten von allen Seiten

Wunschanfertigung möglich

Zugang von vorne mittels Schiebetür

Oft teuer

Bei Wunschanfertigung häufig mit Wartezeit verbunden

Nicht immer Terrarienbauer in der Nähe

Holzgehege

Natürliches Erscheinungsbild

Stapeln mehrerer Gehege möglich

Bei beschichtetem Holz leicht zu reinigen

Viele Holzgehege aus billigem, dünnem Holz

Geschraubt, getackert oder genagelt -> bei Knabberversuchen Verletzungsgefahr

Oft nicht beschichtetes Holz -> Urin und Feuchtigkeit zieht ein

Belüftung nicht immer ausreichend (OSB-Gehege z.B)

Eigenbau

Ganz nach euren Wünschen

Streutiefe kann beachtet werden

Oft teuer

Handwerkliches Geschick benötigt

Gitterkäfige  

i.d.R. zu klein, Tierschutzwiedrig

Gitter animieren zum Klettern -> Verletzungsgefahr

Keine Möglichkeit für hohes Streu

Gitter werden häufig angenagt

Streu, Streu, Streu!

Von Hobelspäne über Hanfstreu und Kokosstreu findet man alles. Doch was hat sich vorallem in der Hamsterhaltung bewährt?

Streu sollte nicht viel stauben und Gänge, die der Hamster sich anlegt, halten. Aus Erfahrungsberichten und eigener Erfahrung empfehle ich daher klassische Hobelspäne oder das bioaktive Gehege. Je nach Marke, aber auch je nach Herstellung schwanken Qualität und Stauberzeugnisse allerdings.

Damit Gänge auch wirklich halten, empfiehlt sich das "Lasagne-Schicht-Prinzip". Also: Streu-Heu-Streu-Heu-Streu (...) (siehe Bild unten)

 

Gehegereinung:

Das Hamstergehege sollte nie ganz, außer im Krankheits- oder Todesfall, gereinigt werden. 2-3x Wöchentlich empfiehlt es sich Pipiecken zu säubern, Frischfutterreste zu entfernen sowie ggf. Nestkontrollen durchzuführen. Wassernäpfe oder Trinkflaschen sollten mindestens einmal wöchentlich gründlich gesäubert werden, aber täglich auf Verunreinigungen kontrolliert werden.

 

No-Go's in der Hamsterhaltung: 

Plastik hat in der Hamsterhaltung nichts zu suchen. In Häusern und Röhren aus Plastik ist keine Luftzirkulation gewährleistet; es entwickelt sich Schwitzwasser, Bakterien sammeln sich an, Pilze bilden sich. Plastikflaschen und Räder aus Plastik sind in Ordnung, solange diese nicht angeknabbert werden. Regelmäßig säubern!

Hamsterwatte als Nistmaterial kann unter Umständen tödlich sein. Die Watte zieht Fänden und Hamster können sich so Gliedmaßen abschnüren. Außerdem ist die Watte weder verdaulich noch atmungsaktiv, d.h die Tiere würden im nassen liegen da sich Schwitzwasser bildet.

Gitterlaufräder und Laufräder mit Sprossen tun an den Pfoten weh und gehören keinesfalls in ein Hamstergehege! 

Auch Räder mit einem sog. Schereneffekt sind tierschutzwidrig. 

Joggingball & Hamsterleine: Beides sollte ein Hamster in seinem Leben nicht kennenlernen. In den zu kleinen und zu engen Laufbällen bekommen Hamster Panik. Was aussieht als hätten sie Spaß wenn sie durch das Zimmer "rollen" ist eigentlich nur ein Handeln aus Panik. 

Nadelholz, auch "Naturholz mit dunkler Rinde

*Erklär-Video*

Nadelholz harzt (Giftig!) und wird in der Verarbeitung zu Häusern etc. genagelt, getackert und geklebt. Nicht selten knabbern Hamster an den Häusern und Nägel und Tackernadeln werden getroffen. Verletzungs- & Lebensgefahr! 

Wippen, Leinen, Hängematten, Kuschelsachen, genageltes oder geschraubtes Zubehör: All dies hat nichts mit artgerechter Haltung zu tun und ist gewissermaßen gefährlich und unnatürlich!

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Übersicht nicht artgerechte Ausstattung.
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"Lasagne-Schicht-Prinzip"
"Lasagne-Schicht-Prinzip"

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